


Aktuelles / Informatives / Interessantes
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Ausbildung in Berlin – Zahlen, Trends & Perspektiven
In Berlin befinden sich aktuell rund 35.000 junge Menschen in einer dualen Ausbildung. Trotz eines leichten Rückgangs bei den Neuverträgen (–0,8 % im Jahr 2023) bleibt das Ausbildungsvolumen insgesamt stabil. Gleichzeitig zeigen sich deutliche Herausforderungen: Rund 5.985 Ausbildungsverträge wurden vorzeitig gelöst – das entspricht über einem Drittel aller Verträge. Die Gründe reichen von Überforderung und falschen Erwartungen bis hin zu fehlender Begleitung.
Beliebte Ausbildungsberufe
Die Favoriten unter den Bewerber:innen sind klar:
- Kfz-Mechatroniker/in – Pkw-Technik (~1.055 Bewerber:innen)
- Kaufmann/-frau im Einzelhandel (~1.107)
- Fachinformatiker/in für Systemintegration (~626)
Auch Verkäufer/in, Anlagenmechaniker/in SHK, Friseur/in oder Tischler/in gehören zu den häufig gewählten Berufen – oft wegen greifbarer Praxisnähe und klarer Berufsbilder.
Ausbildungslandschaft: Wer bildet aus?
Die Verteilung der Ausbildungsstellen zeigt ein deutliches Gefälle:
- Industrie- und Handelskammer (IHK): ca. 64 % der Ausbildungsplätze
- Handwerkskammer (HWK): ca. 16 %
- Öffentlicher Dienst: 5–9 %
- Freie Berufe und weitere Träger: ca. 10 %
Fazit
Berlin bietet eine große Bandbreite an Ausbildungswegen – vom klassischen Handwerk über technologische Berufe bis zur öffentlichen Verwaltung. Die hohe Quote an Vertragslösungen zeigt jedoch: Erfolgreiche Ausbildung braucht mehr als nur einen unterschriebenen Vertrag – sie braucht Begleitung, Orientierung und ein stabiles Umfeld.
Branchenverteilung (DIHK 2023)
Warum brechen Auszubildende wirklich ab?
Die Gründe sind vielfältig – aber es gibt klare Muster. Laut BIBB und IHK gehören dazu:
- Unrealistische Erwartungen an den Beruf: Viele Azubis erleben den Alltag ganz anders als gedacht – weniger kreativ, mehr körperlich, stressiger.
- Zwischenmenschliche Konflikte: Mit Ausbilder:innen, Kolleg:innen oder im Betriebsklima.
- Leistungsdruck & Prüfungsangst: Wenn Lernstoff und Praxis sich stapeln und niemand hilft, zu sortieren.
- Private Probleme: Von Wohnsituation bis psychischer Gesundheit – das „Drumherum“ entscheidet oft mit.
- Fehlende Begleitung: Viele junge Menschen fühlen sich auf sich allein gestellt – vor allem beim ersten Tiefpunkt.
Kurz: Abbrüche passieren selten plötzlich. Es sind schleichende Prozesse – und genau dort kann Beratung und Unterstützung viel bewegen.
Was sagen IHK / BA / BIBB-Zahlen über Berlin?
Die Datenlage zeigt Berlin als Problemkind mit Potenzial:
- Abbruchquote: Etwa 35 % aller Ausbildungsverträge in Berlin werden vorzeitig gelöst – deutlich mehr als im Bundesdurchschnitt (ca. 25 %).
- Besonders betroffen: Pflege, Gastronomie, Einzelhandel. Dort sind es teils über 40 %.
- Gründe laut Statistik: „Unzufriedenheit mit dem Betrieb“, „Wechselwunsch“ und „private Gründe“ führen die Liste an – oft verschränkt.
- Risikofaktor Berufseinmündung: Viele Abbrüche passieren in den ersten sechs Monaten – wenn Erwartungen und Realität aufeinanderprallen.
- Stabilität durch Netzwerke: Programme zur Abbruchsvermeidung zeigen Wirkung, vor allem dort, wo Betriebe, Schulen und Beratung eng kooperieren.
Fazit: Abbrüche verstehen – und verhindern
Ein Drittel aller Ausbildungen in Berlin wird vorzeitig beendet. Das zeigt: Ausbildung scheitert nicht nur am Stoff oder an der Motivation – sondern oft an fehlender Unterstützung. Viele Azubis bringen Unsicherheiten, private Belastungen oder falsche Erwartungen mit. Wenn dann Konflikte im Betrieb oder Überforderung hinzukommen, fehlt oft ein Ort zum Reden, Umdenken, Neujustieren.
Wichtig ist: Ein Abbruch ist kein Scheitern – aber er wird problematisch, wenn er unbegleitet passiert. Ohne Beratung, ohne Alternativen, ohne Perspektive.
Was hilft? Frühe Gespräche, klare Ansprechpartner:innen, verlässliche Netzwerke. Ausbildung gelingt, wenn junge Menschen wissen: Ich darf Hilfe annehmen, ohne dass das gegen mich spricht. Und Betriebe merken: Wir sind nicht allein – wir können begleiten, nicht nur fordern.
Berlin hat viele Angebote – jetzt geht es darum, sie sichtbar und selbstverständlich zu machen. Damit Ausbildung nicht nur beginnt, sondern auch ankommt.
„Stimmen aus der Praxis“

„Ich hab zweimal gewechselt – und dann gefunden, was passt.“
Lina, 21, angehende Fachkraft für Lagerlogistik
„Ich dachte, ich will Erzieherin werden. Dann hab ich gemerkt: Ich brauche Struktur, Bewegung – und was Praktisches. Nach zwei Wechseln bin ich im Lager gelandet. Heute weiß ich, wie sich ‚ankommen‘ anfühlt. Und dass Scheitern auch eine Richtung zeigen kann.“

„Ich dachte, Beratung ist nur für Problemfälle – war aber das Beste, was ich gemacht hab.“
Timo, 19, Azubi zum Kaufmann für Büromanagement
„Ich hab mich geschämt, zuzugeben, dass ich nicht klarkam. Dann war ich bei der Jugendberufshilfe – die haben mit mir überlegt, woran’s liegt. Jetzt läuft’s. Ich wünsche jedem, dass er sich traut, Hilfe zu holen.“

„Was ich meiner Tochter gesagt hab, als sie hinschmeißen wollte.“
Frau B., Mutter einer Auszubildenden zur Friseurin
„Sie kam nach Hause, wollte aufgeben. Ich hab ihr gesagt: ‚Du darfst zweifeln – aber du musst mit jemandem reden.‘ Wir haben eine Beratungsstelle gefunden. Heute ist sie im dritten Lehrjahr und macht’s richtig gut. Ich bin stolz – auf sie und auf unseren Moment des Zuhörens.“

„Viele kommen mit dem Gefühl: Ich bin falsch hier.“
Leonie D., Jugendberaterin
„Was mich immer berührt: Wie viele junge Leute glauben, sie allein wären das Problem. Dabei scheitert oft das System an ihnen – nicht umgekehrt. Wir helfen, zu sortieren, zu planen, Optionen zu entdecken. Und manchmal: einfach kurz durchzuatmen.“

„Als Betrieb haben wir gelernt, früher zuzuhören.“
Herr Paulsen, Ausbildungsleiter, mittelständischer Handwerksbetrieb
„Früher dachten wir: Wer’s nicht schafft, passt nicht. Heute fragen wir: Warum nicht? Seit wir Feedbackrunden machen, gehen die Abbrüche runter – und das Betriebsklima rauf. Manchmal reicht ein ehrliches Gespräch zur richtigen Zeit.“

„Ausbildung ist nicht nur Fachwissen – sie ist Beziehung.“
Frau Karger, Berufsschullehrerin
„Viele unterschätzen, wie emotional die Ausbildungszeit ist. Da geht’s nicht nur um Stoff – da geht’s ums Erwachsenwerden. Wer das versteht, wird nicht nur gute Fachkräfte ausbilden – sondern starke Menschen.“
Wusstest du, dass…?









Die Projekte „Bleib am Ball – Ausbildung mit Erfolg“ und "Start-to-finish: deine Ausbildung, dein Erfolg" werden aus Mitteln der Europäischen Union (Europäischer Sozialfonds Plus) und des Landes Berlin gefördert.